Ein gelungener Aufmacher
Diesen Kalauer konnten und wollten sich die Dichter in der VW-Presseabteilung auf keinen Fall verkneifen: „Im Frühjahr 2020 startet Volkswagen eine SUV-Offen(!)sive“ formulierten sie inklusive Ausrufezeichen zwischen „Offen“ und „sive“ anlässlich der ersten Vorführung des Volkswagen T-Roc Cabriolet in kleinem Kreis. Damit hatten sie gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Zunächst für die Ankündigung, dass VW 2020 im boomenden SUV-Segment weltweit auf allen Märkten einen Vorstoß mit dann insgesamt 20 Modellen eröffnen will, inklusive der Serienversion der erstmals in Schanghai gezeigten Studie ID Crozz, dem ersten batterieelektrischen SUV. Zuvor soll aber das zukünftige T-Roc Cabrio sämtliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Dieses Auto markiert, nachdem der offene Evoque von Land Rover das Zeitliche gesegnet hat, eine Besonderheit: Es wäre das einzige zurzeit erhältliche Fahrzeug in der Kategorie der Sport Utility Vehicles (SUV), dessen Dach sich bei Bedarf komplett öffnen lässt. Da sein Verkauf aber erst im kommenden Jahr beginnen wird, ist jetzt noch nicht abzusehen, ob ihm diesen Ruhm bis dahin nicht jemand anders wegschnappt.
Wie auch immer. In der ersten Augustwoche hatte VW unter strengster Geheimhaltung fünf T-Roc-Exemplare in ein Düsseldorfer Fotostudio bugsiert. Zum Vergleich eines aus der aktuellen Produktion mit blechernem Haupt und einen vor Kraft strotzenden T-Roc R mit Allradantrieb (300 PS / 221 kW, Drehmoment 400 Nm), der noch nicht auf dem Markt ist sowie – in der Hauptrolle – drei Cabrios in verschiedenen Farben, die in der Öffentlichkeit erstmals auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt vom 12. bis zum 22. September die Bühne betreten werden. Wachpersonal war um strikte Geheimhaltung besorgt. Nur ein überschaubares Grüppchen handverlesen zugelassener Journalisten durfte sich unter den Augen von Philipp Dörfler, dem in der VW-Presseabteilung als Sprecher Product Line Compact für die Kommunikation rund um den T-Roc Verantwortlichen, an den Neuen die Nase plattdrücken.
Dörfler berichtete zunächst, dass von der geschlossenen Version des kleinen VW-SUV seit dem Marktstart im November 2017 bereits 360 000 Exemplare weltweit verkauft wurden und demnächst „das Cabriolet mehr Lifestyle in den boomenden Markt der SUVs“ bringen werde.
Dessen Chancen stehen gut, dass es als würdiger Nachfolger der VW Cabrios aus jüngerer Zeit wie Golf, Beetle und EOS zum begehrten Objekt von Frischluftfans und Augenweide im Verkehr werden wird. Zwar trägt das Fahrzeug unverkennbar die nüchtern-sachlichen Gesichtszüge der Volkswagen-Familie. Doch dem Designteam um seinen Chef Klaus Bischoff ist es mit ein paar Kniffen gelungen, Sportlichkeit, Emotionen und Charme ins Blech zu schneidern – sowohl in der Variante geschlossen als auch oben ohne. Dabei sind die Vorteile eines SUV erhalten geblieben: Einfacher und müheloser Einstieg und erhöhte Sitzposition. Wie es sich für ein Cabriolet klassischer Schule gehört, trägt das T-Roc Cabriolet ein laut Dörfler strapazierfähiges Stoffverdeck, das sich sogar während der Fahrt bei einer Geschwindigkeit bis zu 30 km/h ohne Verluste auf- und zumachen lässt.
Bischoff selbst erklärte sein Werk so: „Das T-Roc Cabriolet überträgt die Freiheit im Design auf das Fahrerlebnis. Wir haben das SUV als emotionales Lifestyle-Produkt neu definiert, das Kraft und Stil auf einzigartige Weise verbindet.“ Dabei sei es offen für alles – für Alltag und Abenteuer.
Wenn auch der Preis noch Geschäftsgeheimnis ist, lässt sich der Verdacht kaum von der Hand weisen, dass der Wagen nicht gerade als Schnäppchen auf dem Cabrio-Markt Furore machen wird. Das lässt schon die vorab angekündigte Serienausstattung vermuten. Beim Abschluss des Kaufvertrags haben Kundin oder Kunde die Wahl zwischen den beiden Linien „Style“ und „R-Line“. Style steht unter anderem für vier wählbare Dekorvarianten im Innenraum sowie 17-Zoll-Leichtmetallräder. R-Line betont Sportlichkeit mit besonderen Sitzen, bietet serienmäßig Nebelscheinwerfer sowie ein sportlich abgestimmtes Fahrwerk. Beiden Varianten gemeinsam ist ein serienmäßig vorhandenes Infotainment-System mit USB- und Bluetooth-Schnittstellen. Außerdem gehören zur technischen Grundausstattung Notbremsfunktion, Fußgängererkennung, eine Multikollisionsbremse sowie ein Spurhalteassistent. Wenn auch nicht zur typischen Cabrio-Ausstattung gehörend, ist auf Wunsch eine Anhängerkupplung zu haben.
Die Maße des Autos sind bereits veröffentlicht: Länge x Breite x Höhe in Metern: 4,27 x 1,81 (ohne Außenspiegel) x 1,52. Der Radstand beträgt 2,63 Meter. Fahrer und Beifahrer sitzen knapp 60 Zentimeter über dem Asphalt, die hinteren Passagiere noch eineinhalb Zentimeter höher und genießen somit eine gute Übersicht. Der Kofferraum schluckt für einen kompakten Crossover respektable 284 Liter.
Unter der Motorhaube arbeitet entweder ein 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbo mit 115 PS (85 kW) und 200 Nm Drehmoment oder ein 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbo mit 150 PS (110 kW) und 250 Nm Drehmoment. Beide sind mit einem Sechs-Gang-Getriebe verbunden und bringen ihre Kraft über die Vorderräder auf die Straße. Bei der stärkeren Version ist optional ein Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe bestellbar. Ein Diesel-Aggregat ist ebenso wenig vorgesehen wie Allradantrieb.
In der geschlossenen Version kommt der VW T-Roc auf einen kombinierten WLTP Kraftstoffverbrauch von 4,9 Liter, entlässt dabei im Schnitt 111 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft und gehört damit zur Effizienzklasse B. Sein Zukünftiger Cabrio-Bruder dürfte ähnlich sparsam unterwegs sein. Deshalb gibt es wohl für das Umweltbundesamt (UWB) in Dessau, das die Spezies SUV trotz des weltweit hohen Zuspruchs der Kundschaft so sehr schätzt wie der Stier die Muleta des Toreros, wenig Anlass zum Meckern – sofern die Kritik des UWB unter Dirk Messner, der am 1. Januar 2020 die Nachfolge der bisherigen Präsidentin Maria Krautzberger antritt, wieder zur Sachlichkeit zurückkehrt. Was in diesem Zusammenhang die 2020er VW-Offensive mit größeren SUVs angeht, steht auf einem ganz anderen Blatt. (ampnet/hrr)