Der Volvo Sport P 1900 schrieb Geschichte als erster schwedischer Sportwagen und als erstes europäisches Serienauto mit Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Vor allem aber fungierte der agile und leichtgewichtige Zweisitzer – die Typenbezeichnung bezog sich auf das ursprünglich angestrebte Leergewicht von nur 1900 Pounds (lb) bzw. umgerechnet 862 Kilogramm – als perfekter Imageträger für den Einstieg von Volvo in den glamourösen Sportwagenmarkt und den Sprung nach Nordamerika. Auf dem damals weltgrößten Markt für Premiummarken beschleunigte der rare, aber rassig designte Roadster den Verkaufserfolg des volumenstarken PV 444. Ein berechtigter Imagetransfer, denn der als „Family Sports Car“ gefeierte Volvo PV 444 lieferte die Mechanik und den zuverlässigen Vierzylinder (Typ B 14 A) für den Sport in einer auf 51 kW / 70 PS leistungsgesteigerten Doppelvergaser-Version. Trotzdem mangelte es dem Roadster an der für Volvo markentypischen Robustheit, weshalb die Fertigung bald wieder eingestellt wurde.
Seine zukunftsweisende Kunststoffkarosserie wurde ihm zum Schicksal. Denn ihr verdankte der Volvo Sport P 1900 zunächst seine Konzeption, dann den Aufstieg in die Sphären der schönsten Sportwagen der 1950er-Jahre und schließlich führten die Fiberglas-Fertigungsprobleme und die hohen Kosten zum vorzeitigen Ende des Modells. Da passt eine Fußnote beinahe schon ins Bild: Die Fahrgestellnummer 20 wurde versehentlich doppelt vergeben. Das stellte sich jedoch erst heraus als später die Produktionsstatistik mit den Lieferlisten abgeglichen wurde. Damit nicht genug: Die zwei Chassis mit der Nummer 20 wurden nicht wie eigentlich vorgesehen exportiert, sondern beide auf dem schwedischen Heimatmarkt zugelassen.
Der aus verkäuferischer Sicht glücklose Volvo Sport P 1900 war dennoch wichtig für die Marke. Er fehlte seinerzeit auf keiner Produktpräsentation des Herstellers, der sich auf diese Weise weltweit ein sportliches Image schuf und Begehrlichkeiten weckte. In den USA debütierte der Roadster 1956 unter der Bezeichnung Volvo Sport im mondänen Coliseum auf der New York Auto Show. Es war eine glamouröse Premiere, der eine noch glanzvollere Promotiontour von der Ostküste an die Westküste folgte. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Sportwagen-Showstars, war der P 1900 fahrfertig, basierte er doch auf dem verkürzten Chassis des soliden PV 444 und nutzte auch dessen Antriebstechnik.