Gib es zu, beim Lesen des Bildtextes unten hast du gedacht, dass ich frisch verliebt sei. Und ja zugegeben, du hast nicht ganz Unrecht – ich steh´ auf diesen vorlauten Kraftprotz im Maßanzug! Der SL 63 AMG ist Gentleman und Biest in Einem – Dr. Jekyll und Mr. Hyde sozusagen. Als ein Fahrzeug das an Perfektion grenzt gibt er den gutherzigen Dr. Jekyll, aber er zieht dich auch in seinen Bann: in dem Moment, in dem du ihm zum ersten Mal die Sporen gibst, wird er zu Mr. Hyde. Vorsicht, wenn du das Biest nicht zähmen kannst, frisst es dich mit Haut und Haaren! Letzten Sommer hatte ich diesen Moment und ich möchte euch von meinen Erlebnissen berichten.
Ach übrigens: zurückgegeben hab´ ich ihn nicht mehr. Wenn mich Mercedes Österreich, die wo ich das Biest als Pressewagen bekommen hab anruft, um ihn zurück zu fordern, dann sag ich einfach, ich hätte den Schlüssel verloren.
Zwei Turbolader, acht Zylinder
Fünfhundertfünfundachzig Pferdestärken. Punkt. Das muss jetzt erstmal sickern.
OK, jetzt hab ichs. Das Gaspedal aufs Bodenblech zu drücken gleicht einer Mutprobe. Der edle V8-Gentleman, der sich gerade noch angenehm blubbernd, gar zurückhaltend elegant zum Besten gab verwandelt sich in ein Bi-Turbo-Biest, das schwarze Striche auf die Straße malt. Menschen erschrecken, drehen sich mit weit aufgerissenen Augen nach uns beiden um, manche schimpfen uns nach, aber das können wir nicht hören, denn es ist zu laut dafür. Die meisten kommen aber sowieso gar nicht erst dazu. Dafür sind wir viel zu schnell weg. Nur um hinter der nächsten Ecke vom Race- in den Comfort-Modus zu wechseln und wieder vollkommen unscheinbar dahin zu cruisen. Niemand hier weiß was ich zwei Straßen weiter gerade getan habe, weil mich ein Gentleman im feinen Zwirn ausführt.