Doch unter dem British Racing Green steckt von Anfang an eine Aluminium-Karosserie, auf die heute so mancher Hersteller bei seinen aktuellen Modellen mit Stolz hinweist. Der XK war aber vermutlich das erste Serienfahrzeug aus dem Leichtmetall. Die Acht-Gang-Automatik, ein erster Schritt in Richtung modernem Infotainment sowie erste Assistenzsysteme wie ESP waren auch schon Zeichen einer neuen Zeit. Doch der eigentliche Bruch mit der Vergangenheit stammte aus der Feder von Ian Callum. Er schuf mit dem XK ein Coupé und einen Roadster in der Tradition bester englischer Sportwagen mit deutlichen Zitaten der elegantesten italienischen Renner.
Dabei blieb das Leistungsvermögen nicht auf der Strecke. Dafür sorgten neue Acht-Zylinder-Kompressor-Motoren mit fünf Litern Hubraum, die es in den Motorsportversionen des XKR-S auf mehr als 500 PS bringen, die den XKR-S in deutlich weniger als vier Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Um die vier Sekunden brauchte auch unser XK66. Unter seiner Haube scharren immerhin auch 386 Pferde mit den Hufen, die alle in den exklusiven Klub 300aufgenommen werden wollen.
Für die Serie der 66 letzten XK hätten die Briten bei den PS ruhig spendabler sein können, möchte man meinen, bis man die erste längere Fahrt hinter sich gebracht hat. Dann zeigt sich der wahre Charakter des XK66 und vieler seiner Vorfahren. Wer in ihm über Land fährt, erlebt ihn – zumal mit offenem Dach – als Instrument zur Entschleunigung und nicht zur Beschleunigung. In einem breitet sich das Gefühl aus: Mir kann keiner, denn ich könnte, wenn ich wollte. Ich will aber nicht das feine Erlebnis eines Jaguar in der freien Natur verderben.
Gleiten und genießen ist angesagt, den Blick über die extralange Motorhaube streicheln lasse, mit den Augen die Maserung der Wurzelholzarmaturenbretten nachzeichnen, den Chrom blinken lassen und sich an den klassischen Rundinstrumenten erfreuen. Was ist dagegen ein gelungener Ampelstart oder ein Parforceritt über eine Bergstrecke? Dieser XK ist ein Meister der Gelassenheit, der nicht so sehr zum Kurvenfressen taugt, sondern die schnelle Reise bevorzugt. Da das Stoffdach des Roadsters viel vom Außengeräusch durchlässt, reist man allerdings besser offen. Dann kann man wenigstens der sonoren Melodie der acht Zylinder lauschen.
Wer sich auf diese Rahmenbedingungen einlässt, der wird ein besondere Art der Befriedigung erfahren, vermutlich vergleichbar mit der, die ein englischer Edelmann in der autolosen Vergangenheit erlebte, wenn er mit seinem besten Araberhengst durch den Londoner Hidepark ritt – ganz im Bewusstsein seiner elitären Rolle, seiner Wirkung auf die Umwelt und ganz im Reinen mit sich.
Auch diese Tradition hat Jaguar mit diesem XK mitgenommen in eine Zukunft, in der Leistung mehr zählt als Gelassenheit. Jaguar ist ein Kind des Zeitgeistes, bei dem Attraktivität, moderne Technik, Assistenzsysteme und auch die Vernetzung mit allem Möglichen samt dem Internet zum Erfolgsrezept gehört.