„Cuba Cars – Oldtimer in der Karibik“
von Harri Morick und Rainer Floer.
Delius Klasing Verlag
Seit Jahrzehnten prägen kunterbunte in allen möglichen Pastellfarben gehaltene amerikanische Straßenkreuzer das Straßenbild in Kuba. Zwar hat die Regierung Ende 2013 das Importverbot für ausländische Fahrzeuge aufgehoben, dennoch beherrschen gut ein halbes Jahrhundert alte Ami-Schlitten immer noch die Straßen der Insel, denn die Kubaner durften eben lange nur vor der Revolution 1959 gebaute Autos kaufen oder verkaufen. Ein Bildband setzt dem amerikanischen Schwermetall jetzt ein bibliophiles Denkmal.
Die beiden Autoren – Harri Morick und Rainer Floer – unternahmen vor über 15 Jahren ihre erste Kuba-Reise, seither zog es sie immer wieder in den Karibik-Staat. Ein Grund dafür sind die zahlreichen Oldtimer, die in Kuba immer noch im Alltagsbetrieb genutzt werden. Der 160 Seiten starke Bildband „Cuba Cars“ ist das „Best of“ der Kuba-Reisen des passionierten Fotografen Rainer Floer und seines Cousins Harri Morick. Letzterer spricht wegen seiner langjährigen Tätigkeit als Destination-Manager fließend Spanisch. So konnte er dafür sorgen, dass die beiden von „normalen“ Touristen zu geschätzten Oldtimer-Freunden wurden. Bei den zahlreichen Interviews, die beide führten, entstanden Freundschaften. Die Autoren brachten Ersatzteile aus Deutschland mit auf die Insel – und nahmen etliche Geschichten aus Kuba mit zurück. Diese sind jetzt in der Momentaufnahme kubanischer automobiler Kultur zu finden, die sich im Wandel befindet. Denn nachdem der freie Handel jetzt auch in Kuba immer einfacher wird, ist fraglich, wie lange die Oldtimer dort noch das dortige Straßenbild im Stile eines rollenden automobilen Freilichtmuseums prägen werden – trotz der immer noch horrend hohen Preise für importierte Neuwagen.
Der dreisprachige (deutsch, spanisch, englisch) Bildband bietet zahlreiche farbenfrohe Aufnahmen von Oldtimern aus der Zeit vor der Revolution, also bis zum Jahr 1959. Fahrzeuge, die anderswo auf der Welt nur in Museen oder bei Oldtimer-Ausfahrten zu sehen sind. Die Straßenkreuzer aus Amerika stammen aus der Zeit, als Automobile noch in üppigen Formen und Farben schwelgen und jede Menge Chromschmuck tragen durften. Sie sind heute noch als Taxi in Betrieb, dienen als Hochzeits-Autos oder Familienkutsche, liebevoll gepflegt und mit viel karibischer Phantasie am Leben gehalten. Denn beileibe nicht alle Oldtimer sind in guter Verfassung. So gilt ein ausgiebiger Blick auch Havannas Werkstätten, in denen selbst das noch repariert und wieder zusammengebastelt wird, was eigentlich nicht mehr rettbar scheint. Davon zeugt ein Studebaker Champion, unter dessen Motorhaube und hinter dessen Torpedonasen-Kühler ein eher phlegmatischer Dieselmotor von Peugeot werkelt.
Zu sehen sind in „Cuba Cars“ unter anderem ein roter Thunderbird von 1959, ein blauer 1950er-Chevrolet oder ein Edsel Convertible von 1958. Aber auch echte Exoten hat Rainer Floer vor die Kamera bekommen: ein Porsche 356, ein „Gangster-Citroen“ 11 CV, ein Mercedes 180 D oder ein kanariengelber Karmann Ghia. Und auf Seite 154 findet sich ein sonnenberilltes Mädchen, das sich lächelnd an den Kühlergrill eines Chevrolet Special Deluxe Convertible aus dem Jahre 1941 lehnt. „Cuba Cars – Oldtimer in der Karibik“ von Harri Morick und Rainer Floer hat 160 Seiten mit 200 farbigen Fotos. Das Buch ist im Delius-Klasing-Verlag erschienen (ampnet/gp)