DB11 Volante: Offener britischer PS-Adel
Die Wörterbücher der italienischen, spanischen oder französischen Sprache lassen diverse Übersetzungen für den Begriff „Volante“ zu. Welche zwischen „Lenkrad“ und „Überfallkommando“ am ehesten zur offenen Version des Aston Martin DB11 passt, erfährt man am besten durch eine Probefahrt. Gern auch im Winter, denn als erstes Produkt der Marke hat er eine Lenkradheizung.
In den Abkömmlingen des britischen PS-Adels schlägt seit geraumer Zeit ein schwäbisches Herz. Auch der Aston Martin DB11 Volante nutzt den Vier-Liter-V8, der beispielsweise den AMG GT antreibt. Satte 510 PS springen dabei heraus, das sind 255 pro Passagier, denn die hinteren Sitzmulden haben eher einen statistischen denn einen Nutzwert. Gäbe es einen Preis für die Platz sparendste Interpretation des „2+2“-Sitzkonzepts – in diesem Wettbewerb hätte der DB11 Volante gute Siegchancen. Gewonnen hat er jedoch bereits in einem Schönheitswettbewerb und das „Goldene Lenkrad“ dafür eingeheimst.
Viel interessanter noch als die Leistung des Motors ist sein Drehmoment, das an das Niveau großvolumiger Dieselaggregate heranreicht: 675 Newtonmeter und das zwischen 2000 und 5000 Umdrehungen, also praktisch im kompletten fahrrelevanten Bereich. Der 5,2-Liter-V12 presst nur 25 Newtonmeter mehr an die Kurbelwelle. Da hindern auch knapp 1900 Kilogramm Eigengewicht nicht daran, in knapp mehr als vier Sekunden über die 100 km/h-Marke zu sprinten. Es könnten vielleicht noch ein paar Zehntel mehr sein, doch das bewegliche Dach machte Versteifungen im Unterbau nötig, die sich auf der Waage niederschlagen. So profitiert der Volante nur wenig von dem rund 100 Kilo leichteren Motor
Fragen nach einen V12-Cabrio wehrt man bei Aston Martin derzeit elegant ab. Dies sei nicht geplant, heißt es. Das hat unter anderem mit dem chinesischen Markt zu tun, wo großvolumige Motoren mit einer Extra-Steuer belegt werden. Große Limousinen fahren dort zum Teil mit Vierzylindern. Kein Dach über dem Kopf zu haben, ist beim DB11 ohnehin schon kostspielig genug. Zum Beispiel, in dem er die neuen 20-Zoll-Felgen im Y-Design ordert oder ein Windschott, das leider nicht zum Standard-Lieferumfang gehört.
Optisch auf dicke Hose zu machen, fällt englischen Landadeligen offenkundig schwer. Alles ist irgendwie nötig, sinnvoll und emotionsfrei begründbar, gewollt oder gekünstelt wirkt nichts. Ein Haifischmaul am Kühlergrill braucht es, um den immensen Luftbedarf des Vier-Liter-Motors zufriedenzustellen, die elend lange Haube dafür, den Motor zwecks einer optimierten Gewichtsverteilung hinter der Vorderachse platzieren zu können. Sie überlappt übrigens beiderseits die Vorderräder und öffnet in Fahrtrichtung, was Klassiker-Freunde sogleich an den Jaguar E-Type erinnert. Die tiefe Sitzposition brauchen die Insassen, um vor Zugluft bestmöglich geschützt zu sein. Mehr als zwei Auspuff-Endrohre braucht niemand, deshalb hat der Volante auch nur zwei davon.