Ferdinand Porsche hatte eine sichere Position erreicht. Nach der Entwicklung des KdFWagens wurde er 1938 zu einem der Direktoren des KdF-Werks. Und zum Ende des Jahres gab es noch ein „Bonbon“ für ihn: Die Nationale Sportbehörde, die alle Sportveranstaltungen kontrollierte, gab ihm den Auftrag, drei Sportwagen auf der Basis des Volkswagens zu entwickeln. Diese Wagen sollten an einem Straßenrennen Berlin-Rom teilnehmen, das 1939 als Demonstration der Solidarität der deutsch-italienischen Achse stattfinden sollte.
Ein Auftrag, den Ferdinand Porsche gern annahm. Das Fahrzeug „Porsche Typ 356 Typ 64 Berlin-Rom Wagen“ wurde im Sommer 1939 fertig. Aber das für den Herbst vorgesehene Rennen fiel wegen des Beginns des Zweiten Weltkriegs aus.
Am 24. Juli 1946 war Porsche jr. nach Österreich zurückgekehrt. Zusammen mit seiner Schwester Louise Piech und unter dem Chefkonstrukteur Karl Rabe entstand die erste Zeichnung Nr.356.105 mit der Bezeichnung eines Volkswagen-Zweisitzer-Sportwagens.
1950 begann die Firma Porsche mit der Serienfertigung des Sportwagens 356. Einige Exemplare dieses Modells wurden bereits im österreichischen Gmünd (Kärnten) gebaut, das erste am 26. Januar 1948 für den Verkehr zugelassen. Insgesamt 50 Exemplare des 356 entstanden dort. Hilfe leistete dabei ein Herr von Senger. Ohne ihn, ohne sein Geld, ohne die Zubehörteile, die er über die Schweiz anlieferte, wäre es nicht zum 8. Juni 1948 gekommen, dem Tag, an dem der erste, der Sport Typ 356/1 eine Einzelgenehmigung vom Amt der Kärntner Landesregierung erhielt.
Der Zweisitzer trug eine geteilte Frontscheibe, eine rundliche Bughaube, sehr tief sitzende Stoßstangen, zwei Chromleisten an der Front, einen Heckmotor vor der Hinterachse als Mittelmotor. Er trug einen Gitterrohrrahmen, der eine Aluminiumkarosserie stützte. Es war ein luftgekühlter Vierzylinder-Viertakt-Boxermotor mit 1131 ccm Hubraum und 35 PS. Maße 3,86 x 1,67 x 1,25 m, Radstand 2,15 m, Leergewicht 585 kg. Das Getriebe lag hinter der Hinterachse (Trans-Axle-System).
Am 11. Juli 1948 fuhr der Ingenieur Herbert Kaes beim Stadtrennen auf dem 356 mit. Es war das erste Automobil-Rennen nach 1945 in Österreich. Als Ferdinand Porsche die Konstruktion seines Sohnes und von Karl Rabe erstmals sah, soll er gesagt haben: „Keine Schraube hätte ich anders gemacht.“
1949 wurde die Produktion aus wirtschaftlichen Gründen in einer zum 1. Oktober 1949 angemieteten Halle neben den Reutter-Karosseriewerken in Stuttgart-Zuffenhausen weitergeführt. Besondere Kennzeichen blieben die beiden Chromleisten an der Front, sowie die rundliche Fronthaube, unter der ein Kofferraum verborgen war. Der Wagen erreichte eine Spitze von 140 km/h. Aus Kostengründen wurde für die weiteren Porsche-Wagen auf den Rohrrahmen verzichtet und ein Stahlblechrahmen in Kastenbauweise verwendet. Der Motor wurde nun nach dem Vorbild des Volkswagens aus Platzgründen im Innenraum hinter der Hinterachse verlegt.
In Gmünd entstanden danach nur noch Cabriolet-Aufbauten. Die Blechhäute für die Coupés wurden nun bei Beutler in der Schweiz und bei Karossiers in Wien gebaut. Die Aufbauten des in Stuttgart fertiggestellten Porsche wurden aus Stahlblech hergestellt.
Zum Genfer Autosalon am 16. März 1949 feierte der Porsche-Sportwagen seine öffentliche Premiere. Am 21. März 1951 rollte bereits der 500. Stuttgarter Porsche vom Band. Eine Sportwagen-Ikone war geboren und sollte nun für zwölf Jahre das Geschehen im Unternehmen bestimmen, bis der Porsche 911 vor nunmehr 70 Jahren seinen Siegeszug durch die Sportwagenwelt begann. (ampnet/hptzb)