Projekt Mazda MX-fight: Folge 8. Das erste Rennen.

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Pannonia Ring 4. Mai 2017
Pannonia Ring 4. Mai 2017

Am Anfang war ein AHA-Moment. Das Simulator-Training funktioniert wirklich. Letzte Woche hatte ich euch von meinem Rennsimulator berichtet. Diesmal kommt ein echter Rennbericht.


Als ich zum ersten Mal raus gefahren bin an diesem 4. Mai konnte ich meinem Gefühl kaum trauen. Ich kannte jede Ecke dieser Rennstrecke, obwohl ich noch nie in meinem Leben an diesem Ort war. Das war echt ein wenig seltsam. Es hatte aber den Vorteil dass ich schon nach zwei Runden voll auf Angriff gehen konnte. OK, es war nur ein Trainingslauf, aber ich hab mich richtig wohl gefühlt im Auto und konnte mich gleich auf die richtige Linienwahl konzentrieren. Ich musste also nicht erst Zeit damit vergeuden dass ich die Strecke kennen lerne, sondern fühlte mich auf Anhieb wie zuhause.

Pannonia Ring

Die 4.749 m lange Rennstrecke in Ungarn nahe Sárvár, die speziell für Motorradrennen gebaut wurde ist bestens geeignet für den kleinen MADZA MX-fight. Mit 11 Rechts- und sieben Linkskurven ist sie ein wahres Kurvenparadies mit Auslaufzone. Die Start- / Zielgerade ist 700 m lang und ca. 13 m breit. Spannende Zweikämpfe und fesselnde Überholmanöver sind auf dieser Strecke möglich.

Rennbericht

Ich beginne gleich mal mit dem Fazit: Es gibt noch viel zu lernen. Nach meinem ersten Rennen weiß ich das. Aber die Wahrheit ist, jetzt nach der ganzen Rennsaison gibt es noch immer extrem viel zu lernen. Das Thema Motorsport ist so unvorstellbar komplex – selbst wenn man es „nur“ hobbymäßig betreibt. Ich fuhr also mein erstes Rennen ohne Dach. Klar das Hardtop hab ich ja nur als Schutz und für den Transport. Beim Rennen spare ich mir die 25 kg Gewicht, die das feste Dach hat – noch dazu an einer schwerpunktmäßig ungünstigen Stelle, ganz oben am Auto. Weit gefehlt, denn ohne Dach ist der Windwiederstand so hoch dass ich auf der 700 m langen Geraden um 7 km/h langsamer bin als mit Dach. Ähnliches gilt für andere Streckenabschnitte. Ab dem nächsten Rennen also mit Dach.

Das ernüchternde Ergebnis des Qualifyings

Qualifying

Meine Qualifyingzeit war die Langsamste. Als Letzter ging ich also an den Start zu meinem ersten Rennen. Und das war gut so, denn ich hatte die Hosen gehörig voll.

Fliegender Start

Beim fliegenden Start ist es sehr wichtig – das hämmern sie dir beim Fahrerbriefing immer wieder ein – dass du deine Startposition genau einhältst. Du darfst nicht mehr als eine Wagenlänge Abstand zu deinem Vordermann haben und musst ziemlich auf gleicher Höhe mit dem Auto neben dir bleiben. Dann biegt das Saftycar (übrigens ein MX-5 NC mit gelben Drehlichter – schaut voll witzig aus) in die Boxengasse ab und dann wird es ernst. Du bewegst dich im Pulk mit ca. 80 km/h auf die Ampel zu. Die ist rot. Dein Blick wandert ständig. Ampel, Drehzahlmesser, Abstand, Ampel, …

Das rote Licht geht aus und die Hölle bricht los. Alle Fahrer geben gleichzeitig Vollgas. Es ist so laut dass ich mein eigenes Auto nicht mehr höre. Den Schaltzeitpunkt kann ich nur nach visueller Kontrolle des Drehzahlmessers wählen, weil ich ja mein Auto nicht höre. Das ist äußerst schwierig, denn überall um dich herum sind andere Autos und jeder will vor dir in die erste Kurve. Das ist eine massive Action, das kann ich euch sagen. Hab ich garnicht gepackt am Anfang. Aber genau diese Momente sind es die den Motorsport ausmachen. Das ist so unglaublich aufregend!

Selbst jetzt, wo ich einfach nur darüber schreibe stellt es mir die Nackenhaare auf, so geil ist das.

Ich war ja heilfroh dass ich keine bessere Qualifying-Zeit hatte, sonst wär ich da mitten drin gewesen. Und das wäre fürs erste Mal wirklich zu viel. Das packst du nicht was alles gleichzeitig abgeht und wo du überall deine Augen gleichzeitig haben musst. Da wird die CPU unterm Helm kurzfristig ordentlich warm.

Rennverlauf

Der Rest des Rennens war eher ernüchternd. Ich hatte wenig bis keine Chance und war innerhalb weniger Runden alleine auf der Strecke. Natürlich sind die anderen auch noch gefahren, aber so weit vorne dass ich sie nichtmehr sehen konnte. Das war bitter. Richtig bitter.

Es dauerte noch lange, da sah ich von weitem eine Staubwolke. Als ich wenig später dort vorbei kam konnte ich erkennen dass sich zwei Autos – wohl bei einem erbitterten Zweikampf – gegenseitig aus dem Rennen genommen hatten. „Juhuuu, ich bin gerade um zwei Plätze vor gerutscht“, dachte ich. Kurz darauf zeigte mir ein Streckenposten die rot/gelb gestreifte Fahne. Als braver Rennfahrer weiß man was dies bedeutet: Das ist die Ölflagge, es ist rutschig auf der Strecke. Gleich danach konnte ich den Grund dafür ausmachen. Ein Konkurent hatte einen Motorschaden. Wieder um einen Platz vorgerückt. Und so ging es auch weiter. Ich versuchte keine Fehler zu machen und das Auto nicht zu sehr zu fordern. Doch dann passierte es, ein Verbremser und ich verließ die Strecke. Ab ins Kiesbett. Zum Glück hatte ich aber so viel Schwung dass ich durchs Kiesbett durch und wieder auf die Strecke zurückkehren konnte um mein Rennen zu beenden. Das mit der Konzentration muss ich noch üben. 20 Minuten – so lange dauert ein Rennen – können eine verdammt lange Zeit sein.

Auf einmal wird die blaue Flagge geschwenkt. Vroooommmm!!! Mit einem wahnsinnns Geschwindigkeitsüberschuss wurde ich vom Ersten und Zweiten überrundet. Das war meine Chance etwas zu lernen. Ich hab ich sofort an die Stossstange der beiden BMW´s gehängt und versucht deren Linie zu kopieren. Das ging auch ganz gut. Zwei Kurven lang. Dann waren sie wieder weg *gg*

Over the Line

Der Moment wenn du über die Zielline fährst, dann das Auto ausrollen lässt und der ganze Druck von dir abfällt. Das ist auch wieder so ein Moment den du dir merkst. Ein Rennen zu beenden – egal auf welchem Platz – ist ein erhebendes Gefühl. Das ist großartig. Die Streckenposten winken dir zu und schwenken alle Fahnen die sie haben, du winkst zurück und fühlst dich wie ein Sieger. Herrlichst.

Mario Kranabetter am Podest in Ungarn
Mario Kranabetter am Podest in Ungarn

Die Überraschung

Nach dem Rennen haben wir begonnen zusammenzupacken und uns eigentlich nicht weiter um das Ergebnis gekümmert. Schließlich hatte ich kein einziges Überholmanöver auf meinem Konto stehen. Aber bei der Siegerehrung dann die Überraschung: „Platz 3 … Mario Kranabetter!“

Es waren so viele Konkurenten aus meiner Klasse (STC bis 3.000 ccm) ausgefallen dass ich den dritten Platz geerbt hatte.

Ein Stockerlplatz in meinem ersten Rennen. Ich war überwältigt!

Es hat riesen Spaß gemacht, ich hab (fast) nix kaputt gemacht und auch noch einen Pokal mit nach Hause gebracht. Der Einstand war geglückt!

Nächsten Mittwoch erzähle ich euch was über Datenaufzeichnung, was man daraus lernen kann und welches Gerät ich euch empfehlen kann.

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